❓ | Gibt es nicht noch mehr halal ETFs?

Lange mussten wir uns nur mit einigen wenigen Scharia-konformen ETFs begnügen. Trade Republic* ermöglichte quasi als erster den einfachen Zugang zu den ETFs der Reihe MSCI Islamic. Der Broker Scalable Capital* legte noch einen drauf und ermöglichte den Kauf des active ETFs Saturna Al-Kawthar (ehemals: Almalia Sanlam). In den letzten Jahren scheint Islamic Finance aber mehr Gehört gefunden zu haben, so gibt es inzwischen einige weitere ETFs, die die Kriterien der Scharia berücksichtigen. Einige dieser weitern ETFs sind sogar doch etwas älter. Der aufmerksame halal-investieren.de-Leser dürfte bereits gemerkt haben, dass die Seite “halal ETFs finden” upgedatet wurde und nun mehr ETFs enthält. Eine einfache Google-Suche gibt aber leider keine Auskunft darüber, wie und wo man in diese ETFs investieren kann. Ich habe mich deshalb auf die Suche gemacht und möchte in diesem kurzen Beitrag darüber aufklären, wie ihr Zugang zu diesen ETFs erlangt.

🤔 | Wo kann ich diese ETFs kaufen?

An deutschen Börsen sucht man vergebens nach diesen ETFs. Auch wenn die meisten dieser ETFs für den Handel an deutschen Börsen freigegeben ist, werden diese hier nicht gelistet. In den USA, der Hochburg der Finanzmärkte, ist der Zugang zu diesem wiederum möglich. In einer globalisierten Welt ist der Handel in ausländischen Märkten aber kein Hexenwerk mehr. Es gibt eine Vielzahl von deutschen Anbietern die den Handel direkt an US-Börsen, so z. B. an der Nasdaq oder der New York Stock Exchange, möglich machen. Ich habe einmal zwei Anbieter identifizieren können, die den Kauf und Verkauf aller unter “halal ETFs finden” aufgelisteten ETFs erlauben.

✋🏻 | Rahmenbedingungen

Für Neulinge an der Börse würde ich diese Broker nicht unbedingt für den Anfang empfehlen. Die Handhabung und Benutzung erfordert schon etwas Erfahrung. Die Ansichten können jemanden, der bis dato nichts mit dem Thema Börse zu tun hatte, überrumpeln. Für den Anfang ist man sicherlich mit Brokern, wie Trade Republic* oder Scalable Capital*, die die Benutzerfreundlichkeit an ihre Fahnen geschrieben haben, besser bedient, auch wenn das Angebot hier an Scharia-konformen ETFs magerer ist.

Des Weiteren ist für den Handel über diese Broker eine Mindesteinlage erforderlich. Dies unterstreicht nochmal, dass sie sich an erfahrene Anleger richten. Die Mindesteinlage muss dabei nicht in Cash erfolgen, möglich ist auch ein Übertrag von Wertpapieren an den Broker.

Depotführungskosten gibt es bei diesen Anbietern i. d. R. auch keine. Die Order-Gebühren sind aber höher als bei den oben genannten deutschen Neo-Brokern und liegen ca. bei 2-5€. Sparpläne sind weder kostenlos noch kostenpflichtig nicht möglich. Die Käufe müssen durch einzelne Order erfolgen. Da macht es ggf. Sinn die Sparraten für einige Monate zu sammeln und gebündelt zu investieren.

Auch ist bei diesen Brokern keine Erteilung des Freistellungsauftrags möglich. Kapitalerträge müssen durch die Anlage KAP im Rahmen der Steuererklärung an das Finanzamt eigenständig berichtet und die Abgeltungssteuer abgeführt werden. Die nötigen Informationen stellen die Anbieter in der Regel zur Verfügung, sodass dies relativ einfach möglich ist. Was für den Anfänger als Aufwand zu sein scheint, kann für den Erfahrenen ein Vorteil sein. Bei deutschen Brokern i. d. R. werden nämlich anfallende Steuern direkt einbehalten. Da man hier aber die Steuern erst nach Ende des Jahres mit Mitteilung des Finanzamt zahlt, können diese weiter investiert werden bzw. investiert bleiben und können wieder weitere Gewinne einbringen. Beispiel: Du hast bereits im Januar 1.000€ zu versteuernde Kapitalerträge erwirtschaftet. Der Broker, der die Abgeltungssteuer automatisch abführt, behält direkt 263,75€ (= 25% + 5,5% Soli) ein. Dir bleiben nur 7355,25€ für ein Reinvestment übrig. Bei diesen Brokern erfolgt die Abführung aber wie erwähnt nicht automatisch und du kannst die vollen 1.000€ reinvestieren, die zusätzlichen 263,75€ können bis Dezember (+ bis zum Steuerbescheid) weiter Gewinne einbringen.

💻 | Zwei Anbieter

Es gibt einige deutsche Anbieter, die den Handel direkt an den US-Börsen ermöglichen und auch die weiteren ETFs, von denen hier die Rede ist, gelistet haben. Diese folgenden beiden weisen langjährige Erfahrungen in diesem Gebiet auf und haben m. E. die besten Angebote. Die Anbieter haben mehrere Depotmodelle im Angebot. Neben Depots für Basiswerte wie Aktien, ETFs und Co. wird i. d. R. ein separates Depot für Forex, CFDs angeboten. Konditionen ändern sich nach dem Depotmodell. Uns interessiert das Depotmodell für Aktien und ETFs. Dementsprechend führen die nachfolgenden Verlinkungen auch zum richtigen Angebot.

Von FXFlat* habe ich bereits in Stories auf Social Media berichtet. Hier wird eine Mindesteinlage von 2.000€ bzw. dieser Wert in Form von Anlagen gefordert. Preistechnisch scheint dieser Broker der günstigste zu sein. Der Handel an US-Börsen ist bereits ab 1,90$ pro Order möglich. Kontoführungsgebühren gibt es keine. Eine Auszahlung pro Monat ist kostenfrei, für nachfolgende Auszahlungen werden 1€ fällig. Angeboten wird sowohl eine Desktop-Handelssoftware (Trader Workstation), eine App für die mobile Endgerät/ Smartphone sowie ein Browser-basierter Webtrader. Die Benutzung ist nicht allzu leicht und scheint in die Jahre gekommen zu sein. Was mir bei diesem Anbieter nicht so gefällt ist, dass das Thema Forex, Futures, CFDs & Co. eher im Vordergrund stehen.

Bei dem weitaus bekannteren Anbieter Lynx Broker* steht wiederum der Aktien- und ETF-Handel eher im Vordergrund. Dieser punktet auch mit seiner relativ besseren Benutzerfreundlichkeit. Auch hier gibt es die Möglichkeit der Desktop-Software (Trader Workstation), dem Webtrader sowie der mobilen App. Diese sind ansprechender und intuitiver bedienbar. Die Mindesteinlage liegt hier etwas höher bei 3.000€. Auszahlungen sind analog zu FXFlat geregelt. Die Ordergebühren liegen mit 5$ pro Order an US-Börsen schon etwas deutlicher höher.

Von der User-Experience her würde ich Lynx Broker* bevorzugen. FXFlat* ist gebührentechnisch wiederum besser aufgestellt. Es liegt also bei jedem selbst für welchen Anbieter man sich entscheiden möchte. Bei Ordern von 1.000€ + (bspw. wie oben erwähnt gebündelt über mehrere Monate anstelle eines Sparplans) ist der relative Unterschied nicht mehr allzu groß (0,5% vs. 0,19%). Auch war mir FXFlat bis vor Kurzem nicht bekannt. Lynx Broker Nutzer kenne ich wiederum welche.

🏁 | Fazit

Der Zugang zu weiteren Scharia-konformen ETFs ist möglich. Dazu bedient man sich Brokern, die den Handel direkt an US-Börsen erlauben. Die Nutzung dieser Angebote ist schon etwas komplizierter und richtet sich eher an erfahrene Anleger. Absolute Neulinge würde ich weiterhin erstmal den ersten Schritt über Trade Republic* oder Scalable Capital* empfehlen, auch wenn das Angebot hier deutlich geringer ist. Mit etwas mehr Erfahrung gelingt einem die Einarbeitung in FXFlat* oder Lynx Broker* aber mit Sicherheit! 😉

Welchen ETF ihr bei welchem Anbieter bekommt, könnt ihr hier in den Produktinformationen direkt einsehen! Viel Erfolg!

Wahrlich, Allah (swt.) weiß es am besten!